Die Kirchen in der Prot. Pfarrei

RHODT unter Rietburg termine

 

Unsere barocke St Georgskirche- ist sie nicht ein Schmuckstück? 

 

Zur Kirchengeschichte

kurz das Wichtigste

 

Die Siedlung Rhodt wird erstmals im Jahre 1194 urkundlich erwähnt. Ab 1307 ist die Bezeichnung "unter Riepperg" (= Rietburg) belegt. (Anm. des Herausgebers: Ob Rhodt mit jenem 772 in den Urkunden des Klosters Lorsch (Bergstraße) genannten Ort "Crothinchheim" (gerodetes Heim) identisch ist, ist nicht völlig gesichert.) Kirchlich war der Ort zunächst eine Filiale der ostwärts gelegenen Pfarrei Edesheim. Doch spätestens 1470 wurde Rhodt als Pfarrei selbständig, zu der Zeit, als der noch jetzt stehende Kirchturm und der Vorgängerbau des heutigen Kirchenschiffs errichtet wurden.

Die Kirche war dem Ritter St. Georg geweiht. Ein Nebenaltar war "Maria und allen Heiligen" gewidmet, ein weiterer dem Viehpatron, dem heiligen Abt Wendelinus. Im Dorf bestanden zwei Bruderschaften. Patron der einen war der Apostel Jakobus, der anderen der Märtyrerpapst Urban, der vielfach als Schutzheiliger des Weinbaus angesehen wurde.

Von 1416 bis 1570 gehörte Rhodt zur Grafschaft Zweibrücken-Bitsch. Als letzter "Meßpriester" wird ein Hans Spengel, beziehungsweise 1573 seine "Wittib" genannt.

Als der bisherige Lehensinhaber von Rhodt, Graf Jakob von Zweibrücken-Bitsch, Lichtenberg und Ochsenstein 1570 gestorben war, beauftragte Herzog Ludwig von Württemberg, auf den das Lehen zurückgefallen war, alsbald den Obervogt von Vaihingen, David von Helmstadt, sich nach Rhodt zu begeben und den Ort in Huldigung von Württemberg zu nehmen. Das geschah am 17. April 1570. Es wird berichtet, der Flecken Rhodt sei ziemlich groß und stattlich. Über anderthalb Hundert Gemeinsmänner und deren erwachsene Söhne hätten gehuldigt. Weiter meldete der Obervogt dem Herzog, die neuen Untertanen bäten und hofften, er möge ihnen einen rechtschaffenen und gelehrten Prädikanten (also: Prediger) schicken. Am 6. Mai 1570 kam dazu in Stuttgart noch ein schriftliches Gesuch aus Rhodt, ihnen einen "tauglichen gelehrten Prädikanten und Seelsorger" zuzuweisen. Am 15. Juli konnte dann der Herr von Helmstadt den Rhodtern den 35jährigen Stadtpfarrer von Knittlingen, Magister Martin Cleß oder Klaßen, als solch einen evangelischen Prediger vorstellen. Zu seinen Predigten kamen so viele Zuhörer, auch aus Nachbarorten, daß das Kirchlein manchmal zu klein war. Die erste Ehe hat der Reformator am 25. Juli eingesegnet. Es war die von Erpf Queichheimer aus Edenkoben mit Appolonia Klein aus Rhodt. Anfang Oktober kehrte Cleß/Klaßen zurück nach Knittlingen, und an seine Stelle trat Magister Georg Wetzel, bisher Pfarrer in Ölbronn. Er blieb in Rhodt bis zum Anfang der baden-durlachischen Herrschaft, d.h. bis zum Jahre 1604. Und mit ihm hatte die württembergische Verwaltung wohl den richtigen Mann in das für sie abgelegene Dorf entsandt.

Denn so eindeutig, wie es aus den Berichten des Obervogts David von Helmstadt geklungen hatte, war es um die protestantisch-evangelische Gesinnung der Einwohner von Rhodt auch nicht bestellt. Daß es nun mit dem Gebet vor dem schönen Madonnenbild nichts mehr sein solle, daß St. Urban und St. Wendelin nichts mehr zu bestellen haben sollten, war keineswegs allen einsichtig. Außerdem gab es viele verwandtschaftliche Verbindungen nach den bischöflich-speirischen Nachbardörfern, vor allem nach Edesheim, Hainfeld und Weyher. Andererseits war man im nördlichen Nachbarort Edenkoben seit neuestem dem reformierten Bekenntnis zugetan. Pfarrer Wetzel hatte also eine lutherische Insel zu betreuen. Und er tat das offenbar ohne Rigorosität und mit Einfühlungsvermögen. Davon zeugt das von ihm geführte Trauregister, in dem zwar alle Rhodt betreffenden Eheschließungen verzeichnet sind, es aber immer wieder heißt: "haben ihren Kirchgang in Edesheim gehalten", "sind in Hainfeld zur Kirchen gangen" und ähnlich. Der Pfarrer tolerierte das. Er wußte oder zumindest erfuhr er es: innerhalb eines Menschenalters, in dem eine neue Generation heranwuchs, erledigten sich die Probleme von allein. (Ähnlich war es nach 1603 im benachbarten Burrweiler, dessen Einwohner infolge Herrschaftswechsels die evangelische Konfession zugunsten der römisch-katholischen oder tridentinischen wechseln mußten.) Wie in vielen anderen Orten gab es im Rhodt des 16. Jahrhunderts auch etliche Taufgesinnte, Leute also, welche die Säuglingstaufe als unbiblisch ablehnten. Soweit es sich um Männer handelte, wurden sie des Orts verwiesen und konnten ihre hier verbliebenen Familien nur noch heimlich bei Nacht besuchen.

Im Jahre 1603, am 20. Dezember, kam ein Tauschvertrag zwischen Herzog Friedrich von Württemberg und Markgraf Ernst-Friedrich von Baden-Durlach zustande, durch den Rhodt badisch wurde. Zum Glück für die Bewohner hatte dies keinen Konfessionswechsel zur Folge. Im Jahre 1635 erhielt dann ein Freiherr von Zyllenhardt Rhodt von der Markgrafschaft als Mannlehen. Doch diese Herrschaft dauerte nur bis 1752. Danach war Rhodt bis zur Französischen Revolution bzw. bis zum Frieden von Luneville (1801) baden-durlachisch und ein geschlossen evangelisch- lutherischer Ort.

Im Jahre 1619 erhielt die Kirche den schön gezierten Taufstein, der noch heute seine Funktion erfüllt. Dagegen ist der 1663, auf Veranlassung des (wir würden heute sagen: hochkirchlich eingestellten) Pfarrers Eberhard Koch angeschaffte Beichtstuhl wohl beim Kirchenneubau 1720/22 wieder entfernt worden.

Im Jahre 1701 wurde für 394 Gulden eine neue Orgel angeschafft. Sie wurde 1833 durch eine neue ersetzt, und dieser folgte 1909 das bis 1962 verbliebene Instrument. Wohl um 1720 hat der für den protestantisch-pfälzischen Bereich seltene Retabelaltar seine - abgesehen vom Altarbild - noch gegenwärtige Gestalt erhalten.

Im übrigen aber erfuhr die Kirche durch den Neubau von 1720/22 eine entscheidende Neugestaltung und erhielt im wesentlichen dabei ihr heutiges Gesicht. Die Bauinschrift im Inneren sagt:

EX(S)TRUCTUM HOC TEMPLUM SUB INSPECTIONE CAROLI WILHELMI DE ZYLL(E)NHAR(D)T ET JACOBI FRIDERICI
JAEGER

Hier suchen alle Raum, die in dies Haus gehören. Drum ward ein größer Haus gebaut zu Gottes Ehren. ANNO DOMINI MDCCXXI.

Für diesen Bau stellte das Speyerer Domkapitel den Baumeister und hatte auch wie schon im Mittelalter die Baukosten zu tragen. Bei Gelegenheit des Neubaus erhielt das Gotteshaus auch seine eindrucksvolle Ausstattung mit Bildern. Die beiden Deckengemälde sind den Sakramenten von Taufe und Abendmahl gewidmet (Taufe Jesu im Jordan und Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern), an der Kanzel sind Evangelisten und Apostel dargestellt, auf den Emporenbrüstungen, beginnend bei der Kanzel bis zum südwestlichen Emporenende, biblische Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Dabei scheinen einige der alttestamentlichen Bilder in Verlust geraten zu sein, und die verbleibenden wurden irgendwann bei einer Renovation - sie sind auf Leinen gemalt - in ihrer Reihenfolge durcheinander gebracht.

Die Plätze im neuen Gestühl wurden damals verkauft. Der reiche Weinhändler Foltz hatte dieserhalben 1775 einen Streit mit dem Amtmann. Die begehrtesten Plätze waren die unter der Orgelempore, hinter dem Altar. Noch heute zeugen einige Namensschilder und Kästchen für Bibel und Gesangbuch von den einstigen Besitzern.

Von einigen der ehemaligen Pfarrer geben außer ihren Eintragungen im Kirchenbuch auch stattliche Grabmäler Kunde, die jetzt zum Teil ihre Aufstellung im Untergeschoß des Kirchturms gefunden haben, damit ihnen die Zerstörung durch Witterungseinflüsse erspart bleibe, die an einigen einst schönen Grabmälern auf dem Kirchhof zu beklagen ist. Von diesen Pfarrern zu erzählen, würde den Rahmen dieser kurzen Darstellung sprengen. Auch müßte dann der vielen Schulmeister gedacht werden - Jörg Schmackh ist 1572/73 als erster bezeugt, falls nicht Hans Lingenfelder noch vor ihm dies Amt innehatte - und auch der ersten Kleinkinderlehrerin Anna Lützenberger (1853 ff).

Es wäre zu reden von Dorfmeistern, Kirchenältesten, edlen Stiftern, frommen Duldern, groben Sündern. Es lohnt sich durchaus, einzelnen Schicksalen weiter nachzuforschen. An ein paar Stellen habe ich dazu angesetzt, weil viele meiner eigenen Vorfahren in Rhodt zuhause waren. Aber es bliebe noch viel zu tun.

Hier ist nur noch zu berichten, daß Rhodt mit der übrigen Rheinpfalz im Jahre 1816 bayerisch wurde, daß die Union von 1818 für diese Gemeinde kaum eine Änderung bedeutete, daß allerdings in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einige "Inspirierte" der traditionellen Kirche die Gefolgschaft verweigerten und nach Büdingen auswanderten. Heute gehören zur evangelischen Pfarrei Rhodt die Protestanten der Nachbarorte Edesheim (mit eigener Kirche), Hainfeld und Weyher. Sonntägliche Ausflügler sollten sich merken, daß um 10 Uhr in Rhodt Gottesdienst ist.

Pfr. i.R. Alfred Hans Kuby, Edenkoben

mit freundl. Genehmigung des Verfassers aus "Die Georgskirche in Rhodt unter Rietburg"

in "DER TURMHAHN", Blätter vom künstlerischen Schaffen und Bauen in der Pfälzischen Landeskirche,

33. Jahr, Heft 3/4, 1989

Das Wichtigste in Kürze

 

 

Ergänzung:

Die 1967/68 in Sichtbeton errichtete kleine Evangelische Kirche in Edesheim edesheim.htm (mit Gemeinderaum unter der Kirche) ist betont schlicht gehalten. Der warme Holzton von Fußboden, Bänken und Deckenverkleidung gibt ihr den Charakter einer wohnlichen guten Stube. Die in Rot- und Blautönen gehaltenen Buntglasfenster tauchen den Raum in warmes Licht. Der Innenraum mit den trapezförmig aufeinanderzu laufenden Wänden und der Schräge der Decke erinnert an Schiff oder Zelt und damit an die Erfahrung von Gemeinschaft und Geborgenheit.

hier eine kleine Galerie mit Bildern von Heinz Brzoska Ins Auge fallend ist die Darstellung des Gekreuzigten über der Mitte des Altartisches, eine Plastik aus patiniertem Eisenblech, Leihgabe der Künstlerin Margot Stempel- Lebert, die auch den Deckenleuchter und die Fenstergestaltung entwarf.-

Die als schmucklos geltende Kirche hat in den letzten Jahren ein farbenfrohes großes Wandgemälde erhalten, das der Rhodter Kunstmaler Heinz Brzoska 1992 aus Kindermotiven für die pfalzweite Eröffnung der Aktion "Brot für die Welt" gestaltete-

Vierzehntägig um 9 Uhr lädt die Gemeinde in diesem Kirchlein zum Gottesdienst ein.-

Zur Pfarrei ist noch anzumerken, daß (nach den Zahlen von 1998) von den 1305 Gemeindemitgliedern 742 in Rhodt wohnen, die übrigen verteilen sich auf die Außenorte Edesheim (372), Hainfeld (106), Weyher (80) und Modenbacherhof (5) Die Gemeindemitglieder in den Außenorten nehmen zu, ihre Zahl in Rhodt ist rückläufig.

Erfreulich ist das gute ökumenische Miteinander in der Pfarrei Rhodt zu nennen -auch in allen ihren Außenorten. Eins sind wir in der Christenheit- über alle Mauern und Gräben hinweg- wo wir hören auf Jesu Wort und Willen und das in die Praxis umsetzen, wozu die Jahreslosung (1998) aus Epheser 2 uns aufruft: "Lebt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt hat".-

(H. Priester, Pfr.)

Geschichtliche Informationen ueber Rhodt
Monatsplan/Termine

Weitere Informationen zur Geschichte des Kirchenbaus und seiner Ausstattung: siehe: Kirche Orgel

 Runck`sche Chronik: siehe H.W. J. Runck: Geschichte Rhodt`s

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