Kirchenführer-Die Kirchen in der Prot. Pfarrei Rhodt u.R.

Der Bau und die Ausstattung der Kirche


Weit überragen der spitze Turm und das breite Dach der Kirche von Rhodt den wohlhabenden Ort und die Weinberge. Die Kirche von Rhodt ist ein markantes Wahrzeichen vor den waldigen Höhen der Haardt. Die hochgelegene Rietburg und die unterhalb weithin leuchtende klassizistische Villa Ludwigshöhe, der Sommersitz König Ludwig 1. von Bayern in der Pfalz, sind wichtige geschichtliche Zeugnisse in der Umgebung von Rhodt. Aus der Zeit der späten Gotik, in der am Oberrhein vor allem am Straßburger Münster gebaut wurde und in der in den damaligen pfälzischen Gebieten die Schloßkirche von Meisenheim als Grablege der Wittelsbacher Herzöge von Zweibrücken entstand, stammen der Turm und vermauerte Architekturteile. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1685-1697) hat neben dem Dreißigjährigen Krieg am schlimmsten diesem fruchtbaren Land an der Haardt zugesetzt. So mußten im 18. Jahrhundert zahlreiche Orte neugebaut und Kirchen erneuert werden. Die Kirche von Rhodt zählt zu den frühen Bauten des 18. Jahrhunderts. Die lutherische Konfession des Ortes und die Baupflicht des Speyerer Domkapitels wiesen auf das Vorbild der damals nach der Totalzerstörung der Stadt Speyer im Jahre 1689 entstandenen Dreifaltigkeitskirche. Sie wurde für die Pfarrkirche von Rhodt in vielerlei Hinsicht das Vorbild. Doch seien zuerst die spätgotischen Teile behandelt.



Spätgotik
Von der spätgotischen Kirche in Rhodt haben sich der Turm mit einem stabwerkgeschmückten Portal und Kreuzrippen in zwei Geschossen mit Schlußsteinen erhalten. Maßwerkfenster sind in den Quadermauern aus Sandstein eingelassen. Am barocken Kirchenbau sind an der Südostwand ein Dreipaß und eine Rundscheibe mit drei Seseln erhalten.
Das breite Portal wird von einem spitzbogigen Rahmen umgeben, der an der Stirnseite abgeplattet ist. Der Hauptakzent wird auf einen von Stäben eingefaßten stark plastischen Rahmenwulst gelegt, der seitlich einerseits nach oben strebt, andrerseits parallel zur breiten spitzbogigen Portalöffnung verläuft. Er überschneidet sich und läuft in zwei Profilen in den äußeren Rahmen aus. Die seitlichen abgeschrägten Sockel knicken in halber Höhe um.
Das Kreuzrippengewölbe im Untergeschoß des Kirchturmes ist an den Seiten abgeschrägt und vorne abgeplattet. Die Rippen enden spitz in den Ecken des Turmraumes. Der Schlußstein weist einen Schild mit der Jahreszahl 1481 auf.
Die spätgotische Pfarrkirche, ein Werk aus dem frühen Umkreis des Philipp von Gmünd ?
Die Formen des Rhodter Portals finden wir in sehr ähnlicher Weise an dem Portal in der Stützmauer unter dem Chor der Schloßkirche von Meisenheim am Glan. Verwandt ist das Portal am Turm der Pfarrkirche von Frankweiler.
Die Schloßkirche von Meisenheim ist 1479 bis 1504 errichtet worden. Friedhelm Fischer hat der Meisenheimer Schule ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Der fürstliche Bauherr in Meisenheim war Ludwig der Schwarze (1424- 1489) von Pfalz- Zweibrücken.
Der ganze Kirchenbau in Meisenheim einschließlich des Turmes wurde nach 1479 in rascher und kontinuierlicher Bauführung errichtet. Den Beginn der Bauarbeiten wird man nicht vor Frühjahr 1480 ansetzen können. Um 1485 war der Bau in vollem Gange. Die entscheidende Bautätigkeit fand zwischen 1479 und 1503 statt. Der Hauptbautrupp wurde wahrscheinlich bereits 1496 nach Zweibrücken zum Bau der dortigen Alexanderkirche beordert.
Der Meisenheimer Meister namens Philipp war vor allem mit der Frankfurter und mit der Kölner Dombauhütte verbunden.
Philipp von Gmünd, genannt Hünermenger wurde in Frankfurt geboren, lernte vermutlich in der Bauhütte des Pfarrturms (des Frankfurter "Doms"). Seit 1482 ist Philipp in Meisenheim nachweisbar. Unter dem Nachfolger Ludwigs des Schwarzen Herzog Alexander vollendete Philipp die Meisenheimer Kirche und errichtete die Alexanderkirche in Zweibrücken. Er verstarb 1523. In der Südpfalz, so weist Fischer hin, gibt es in Freckenfeld einen Chor mit gleichem Rippensystem wie in Monzingen und ähnlichem Grundriß. Auch in Billigheim scheinen nach 1500 Werkleute Herzog Alexanders gearbeitet zu haben . Der Turm von Frankweiler und die Chöre von Annweiler und Niederhorbach gehören zu den mit Rhodt verwandten Bauten.
Aus den noch bestehenden Formen des gotischen Baues in Rhodt unter Rietburg lassen sich zum Formenkreis des Philipp von Gmünd Querverbindungen ziehen, so daß auch hier Bauleute aus diesem Umkreis gearbeitet haben dürften.
Die Ausstattung der gotischen Kirche
H. W. J. Runck erwähnt in seiner Geschichte Rhodts, daß sich in der Sakristei einige Statuen und eine Muttergottes mit Kind auf dem Arm befänden. Diese Figuren, eine Muttergottes auf der Mondsichel, ein David und ein heiliger Georg wurden laut Inventarband des Historischen Museums der Pfalz am 17. Juli 1901 dem Museum überlassen. Die Madonna von Rhodt unter Rietburg befand sich ehemals im Hochaltar der Pfarrkirche. Sie ist aus Nußbaumholz geschnitzt und um 1480 entstanden. Stilistisch ist die Mutter-Gottes-Statue in die oberrheinische Kunstlandschaft einzuordnen. Nächst verwandt ist die Mondsichelmaria in der Pfarrkirche von St. Martin.
Die Mondsichel hat symbolischen Charakter. Sie ist ein Zeichen des apokalyptischen Weibes, einer seit dem 12. Jahrhundert häufig auf Maria bezogenen Gestalt, die am Himmel erschien, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, eine Krone von 12 Sternen auf dem Haupt (Offenbarung 12, 1).
Die Statue (h: 188 cm) ist durch Wurmfraß stark beschädigt. Es fehlen beim Kind die rechte Hand und der linke Arm, die rechte Fußspitze der Madonna und die Spitzen der Mondsichel.
Im Historischen Museum der Pfalz in Speyer werden noch eine Büste des Königs David und eine Statue des heiligen Georg aufbewahrt. David entstand um 1480, besteht aus Lindenholz und mißt in der Höhe 30 cm. Die kleine Büste, die auf dem Kopf einen Hut trägt, hält ein Spruchband vor der Brust mit der Aufschrift: David Miserere mei Deus. Der heilige Georg ist eine 55 cm hohe Statue aus Lindenholz. Die vollrunde kleine Figur trägt einen begurteten Rock, Mantel und eine runde Mütze. Die Hände könnten eine lange Stechwaffe getragen haben. Dies sind die Reste der einstigen gotischen Ausstattung.


Die Zeit bis zum barocken Neubau des Kirchenschiffes
Am 22. März 1570 starb Graf Jakob von Zweibrücken- Bitsch- Lichtenberg-Ochsenstein, dem Rhodt vom Herzog von Württemberg als Lehen gegeben war, ohne Nachkommen. Damit fiel das Dorf wieder an Württemberg zurück.
Im Jahre 1570 wurde hier die Reformation nach dem Augsburger Bekenntnis eingeführt. Rhodt blieb von 1570 bis zur Union 1818 lutherisch. Im Jahre 1606 entstand an der Nordostseite der Kirche ein Anbau mit einem Treppenturm. Der Eingang ist von gezierten Stäben umrahmt, die sich in den Ecken überschneiden und unten in Voluten endigen.
1619 entstand der Taufstein. Nach Otto Böcher ist der jeweils in ein frei schwebendes Blatt gebettete Gegenstand der Kuppadekoration als Siegelring zu deuten. Nach Kor. 1, 21f., Eph. 1, 13f.; 4, 30 gilt die Taufe als Versiegelung mit dem hl. Geist. Meiner Ansicht nach ist nur der untere Teil des Taufsteins in die Zeit um 1600 anzusetzen. Der kuppeförmige Teil mit dem Zinnbecken dürfte nicht gleichzeitig entstanden sein: Dieses ist 1729 datiert und trägt folgende Inschrift: 1. Joh. 5, 7: Drei sind, die da zeugen auf Erden: der Geist und das Wasser und das Blut und die drei sind beisammen. Rod under Rippurg. Evang. Kirchengut. Was durch unsre Sünden verloren gangen, das wird hier wieder eingesetzt. Anno 1729.
Besondere Bedeutung besitzt der pateneartige kleine und flache Zinnteller von Rhodt. Er war ein Oblatenteller. In der Sammlung der Pfälzischen Landesgewerbeanstalt Kaiserslautern ist der gleiche Teller vorhanden. Die Mitte bildet das Reitermedaillon Gustav Adolfs von Schweden (G A R S).
Am Rande begleiten weitere sechs reitende Feldherren in Beschlagwerkkartuschen den Schwedenkönig. Ihre Reiterbildnisse und Initialen lassen sie als Johann Georg Churfürst zu Sachsen, Rheingraf Otto Ludwig, Gustav Horn, Feldmarschall Schwedens, Axel Oxenstierna, Schwedens Reichskanzler und Herzog Bernhard zu Sachsen-Weimar zu erkennen.
Die größte der historischen Glocken goß 1519 Bonifatius Helig von Baden. Sie hat den Ton Es'.
Pfarrer Kuby gab noch einige Baudaten zur Kirche, die hier regestenartig abgedruckt werden sollen.
1591 haben die Mauer in der Kirch, die den Turm und die Kirche geschieden, ausbrechen und die Kirche weißen lassen.
1674 wurde der Zugang zum Turm wieder zugemauert, damit die Franzosen nicht auch noch die größte Glocke holten.
1592 haben die ander (= die zweite) Schlagglocken machen lassen
1601 ist das Dächlein ob der vorderen Kirchtüren gebessert und mit neuen Schiefern bedeckt worden.
Jan 1606 ist die Bohrkirchen auffgeschlagen worden
1611 im Herbst die Kirche gedecket worden.
1617 Arbeiten an den Uhrzeigern am Kirchturm
1619 ist der Turm oder Gefängnis oder Betzenkammern gemacht worden.
1619 ist der Taufstein in der Kirche gemacht worden.
1674 wurde die gesamte Einrichtung der Kirche geraubt und der zinnerne Taufeinsatz herausgerissen. Er wurde 1678 wieder eingesetzt.
1624 ist das kleine Glöcklein gemacht worden.
1649 ist der Kirchturm durch den Schieferdecker von Speyer gedeckt und ausgebessert worden.
1657 Abbruch und Wiederaufbau des Schnecken (Wendeltreppe) an der Kirch.
1663 der Pfarrer läßt einen Beichtstuhl aufstellen.
1670 Erneuerung des Kirchturmhahns und Erneuerung des Kirchendachs auf Kosten des Domkapitels
1673 Instandsetzung des Kirchendachs.
1678 ein neuer Opferstock
Der barocke Neubau Das Domkapitel von Speyer hatte die Baupflicht für den Neubau der Kirche und für das Pfarrhaus. Es ist bezeichnend, daß das Rhodter Pfarrhaus vom domkapitalarischen Baumeister Johann Georg Hotter errichtet wurden. Hotter hatte im Auftrag des Speyerer Domkapitels 1755 im Gebiet der Grafen von Degenfeld Schomburg die Kirche von Freisbach errichtet, die in enger Nachfolge von Rhodt unter Rietburg steht.
Der in Rhodt ab 1719 errichtete Kirchenbau vertritt einen Typus, der in der reinsten Form in der Dreifaltigkeitskirche von Speyer wiederkehrt. Diese ihrerseits geht auf die Katharinenkirche in Frankfurt am Main zurück, die 1678 bis 1680 entstanden ist". Wir müssen also diesem Bautypus näher nachgehen und die Archivalien befragen, was sie über den Bau in Rhodt aussagen und wie Querverbindungen vor allem zum Umkreis der Dreifaltigkeitskirche in Speyer zu ziehen sind. Nach Peter Poscharsky ist bei diesem Bautypus der Kirchengrundriß ein polygonal und halbrund geschlossener Saal. Die Kanzel erhebt sich vor der Südwand, etwas von der Mitte zur Ostseite verschoben. Die Emporen ordnen den Raum auf drei Seiten zur Kanzel hin. Nur die südliche Längswand mit der Kanzel selbst bleibt frei.
Bei diesem Typus steht die Orgel in der Regel in der Längsachse. Dabei hat der Altar öfters ein Retabel und wird dreiseitig von einem Geländer umschlossen. Auf die Bebilderung der Emporen wird in einem eigenen Abschnitt einzugehen sein.
Die Aussage der Archivalien zum barocken Kirchenbau Im Badischen Generallandesarchiv in Karlsruhe wird in der Protokollsammlung des Speyerer Domkapitels unterm 29. Mai 1720 auf die Kirchenerweiterung in Rhodt eingegangen. S. 414: am 2. Oktober 1719 sei in Speyer die Konferenz fruchtlos abgelaufen und die strittigen Patronatsrechte auf einen neuen Termin verschoben worden. S. 424 heißt es: Zum anderen seye die Kirche in solch zustandt annoch, wo nicht abgehen that, drittens mit wenigen Reparationen. Zur neuem Bau sei das Domkapitel nicht eher verpflichtet als andere durch Unglück, Brandt.... Demnächst der meister michel Kretz hießiger Maurermeister vernommen worden als weilen er solchen Kirchenbau übernehmen, wie viel weiter und wie viel größer solches Werk werden solle. welcher dagegen einen Abriß vorgezeiget und dargetan, daß solche ad 20 Schuhe breiter und ad 6 Schuhe länger und dermahlen ad 80 Schuh lang und vierzig sechs breith weren. Hier wird der Maurermeister Kretz erwähnt.
Noch aufschlußreicher ist ein Aktenstück aus dem Landeskirchenarchiv in Speyer. Hier heißt es: "lm Nahmen Ihrer Hochfürstlichen Dhht. Unseres gnädigsten Herrns, wird dero Amtmann Johann Jacob Burckhardt Hugo, und Pfarrer Friedrich Jacob Jäger zu Rhod unter rippur hiermit specialiter befahlen, daß die den Statt Speyerischen Bauverwalter Christian Datban um den wegen geführten Kirchenbaues zu ersagtem rhod noch zu fürderen habenden Außstand, wann uorhero berührter Dathan dieses Kirchenbaues halben, zu künftiger Sicherstellung die erforderliche und genügsame Caution behörig geleistet haben wird, dahin beförderlich senn sollen, damit demselben der berührte Außstand an denen aufgewendeten Baukösten durch die Kirchenvorsteher, nach solche geleisteter hinlänglicher Caution ohne längeren Anstand bezahlt und außgefolget werde. Decretum Carlsruhe in Sons: Secret.: den 10ten Februar 1722.
Hochfürstlich markgraf Baden Durlachl: Geheime Räthe DVSAndré, B. W. Malory
Der Statt Speyerische Bauverwalter Christian Dathan ist uns durch den Inventarband von Bernh. Hermann Röttger wohlbekannt. An der von dem kurpfälzischen Baumeister Johann Peter Graber geplanten Dreifaltigkeitskirche übernahm 1710 der aus Frankfurt an der Oder stammende Tischlermeister und Zimmermann Christian Dathan die Bauleitung.
Am 24. Oktober 1711 wurde zwischen dem städtischen Bauamt in Speyer und dem Bauschaffner Christian Dathan ein Kontrakt abgeschlossen, in dem Dathan verspricht,"die Neu erbaute Evangelisch Lutterische Kirche in Jahresfrist mit einem Creutzgewölb von Bortten zu versehen, alle materiallia als Holtz, Bort, Eisenwerckh.... anzuschaffen, ... solches in der Mitten durch von einem Kunstmahler mit biblischen Historien, neben aber mit Laubwerk bemalen zulassen..". Am 21. November 1711 wurde Dathan gestattet, nach Frankfurt a. M. zu reisen und das Gewölbe in der Katharinenkirche zu besichtigen.
Christian Dathan tritt uns hier als Bauunternehmer entgegen und studiert eingehend das Vorbild für Speyer, die Frankfurter Katharinenkirche. Sein handwerkliches Können wird ebenfalls aus den Angaben Röttgers deutlich: Das Zimmerwerk der unteren Empore und der oberen Chorempore hat 1704 der Bauschaffner Johann Philipp Danner erstellt. Ende Juli 1704 wurde die Empore aufgeschlagen. Schon im Juni war mit Christian Dathan vereinbart worden, daß er die untere Empore in Chor und Langhaus und die obere Empore im Chor mit Füllungen verkleide, die Gitter und den Erker an der oberen Chorempore fertige, außerdem die Gesimse der Emporen.
Der Altar in der Dreifaltigkeitskirche ist 1703 bis 1706 nach einem Entwurf von Christian Dathan geschaffen worden. Wegen der Orgel wurde am 6. November 1715 mit ihm ein Vertrag abgeschlossen, worin er verspricht, das Gehäuse zu der mit Herrn Will, dem Orgelmacher zu Mainz, verakkordierten neuen Orgel aus Eichenholz zu verfertigen. Die Kanzel wurde Christian Dathan 1703 verdingt. Für die Friedhofkapelle in Speyer wurde ihm 1699 die Lieferung von Altar und Gestühl übertragen. Bis zur Einweihung der Dreifaltigkeitskirche 1717 war die Friedhofskirche die einzige lutherische Kirche in Speyer. 1716 soll "der Bauschaffner", d. i. damals Christian Datban, zwei Modelle zum Rathausbau in Speyer verfertigt haben. Im Sommer 1719 wurde ferner der "Grundt Riss Der statt speyer" von J. C. Froimont und Christian Dathan verfertigt, der sich im Stadtarchiv Speyer befindet.
An den Füßen der Pilaster am Außenbau der Kirche in Rhodt finden wir die Steinmetzzeichen H und K.
Die Katharinenkirche in Frankfurt und ihre Nachfolge
Bei der Dreifaltigkeitskirche in Speyer wie bei dem Kirchenneubau in Rhodt spielte also Christian Dathan eine entscheidende Rolle. Da Dathan eingehend die Katharinenkirche in Frankfurt als den Vorbildtyp dieser Kirchengruppe studierte, sei auch hier etwas breiter auf diese sehr wichtige Kirche eingegangen, die bereits alle Elemente der Speyerer Dreifaltigkeitskirche und der Kirche von Rhodt unter Rietburg aufweist. Feulner hat die protestantische Hauptkirche der Frankfurter Altstadt im Vorkriegszustand beschriebenzt. Hiernach hat die im 2. Weltkrieg zerstörte Katharinenkirche, erbaut von Melchior Heßler 1678-81 als eine der frühesten selbständigen Leistungen des Protestantischen Kirchenbaus schon zur Entstehungszeit Berühmtheit erlangt. Zielpunkt der beherrschenden Längsachse ist der Choraltar. Geistiger Mittelpunkt ist die Kanzel in der Mitte des Langhauses. Die Bildhauerarbeiten am Hochaltar, an der Kanzel und an einigen Epitaphien stammen von dem Frankfurter Johann Wolfgang Fröhlicher. H. Voelcker geht auf das religiöse Leben in Frankfurt ein. Seit 1624 war die lutherische Konfession die herrschende und blieb es nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648. 1666 bis 1686 wirkt in Frankfurt Jacob Spener. Er wollte innerhalb der Kirche die Bedrängten in engere persönliche Fühlung mit ihrem Schöpfer bringen und die Gläubigen durch Betätigung der Liebe, Versöhnlichkeit und Werke der Uneigennützigkeit einander näher bringen. Er wollte die Kirche volkstümlicher gestalten. So sind auch die Bilder der Katharinenkirche und in Verwandtschaft mit ihnen die Bildergegenüberstellungen aus dem Alten und Neuen Testament mit den belehrenden Texten in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche aus diesem Anliegen heraus geschaffen, den Gläubigen das Alte und Neue Testament nähezubringen.
Eng mit der Katharinenkirche in Frankfurt und mit der Dreifaltigkeitskirche in Speyer ist die ebenfalls im 2. Weltkrieg ausgebrannte Dreifaltigkeitskirche in Worms verwandt. Am 31. Juli 1709 wurde der Grundstein zu dieser Kirche gelegt. Nach 16jähriger Bauzeit wurde sie am 31. Juli 1725 eingeweiht. Zur Zeit der Zerstörung der Städte Worms und Speyer am 31. Mai 1689 hatten ein Teil der Ratsmitglieder in Frankfurt Zuflucht gesucht. In Frankfurt verfaßte Johann Friedrich Seidenbänder eine Denkschrift zur Wiedererrichtung der Stadt Worms. Nach seinen Vorstellungen soll eine evangelische Kirche gebaut werden, in der alles auf das Wort gestellet ist, in der eine zahlreiche Gemeinde Platz finden und den Prediger "vergnüglich" sehen und hören kann. Doch schwebte ihm zuerst eine Lösung in der Art der Freudenstadter Kirche vor, wo Männer und Frauen in den Kirchenschiffen getrennt saßen. Anfangs 1708, 10 Jahre nach der Rückkehr aus dem Exil wurde der Kirchenbauausschuß gewählt. Zunächst wurde ein Baumeister aus Zweibrücken eingeladen, der einen Plan für die Kirche entwerfen sollte. Dieser scheint nicht nach Worms gekommen zu sein. Man wandte sich an den Werkmeister Manterscheidt von Bergzabern. Dieser schickte einen Riß ein, der den Beifall des Rates nicht fand. Er wurde dem Kapitän- Ingenieur Villiancourt aus Frankenthal zur Begutachtung vorgelegt. Am 8. Februar wurde ein von Villiancourt selbst aufgestellter Kostenanschlag mit Riß angenommen. Da die Wormser Dreifaltigkeitskirche der Speyerer sehr verwandt ist und der Bauplan dem kurpfälzischen Kapitän-Ingenieur Villiancourt immer zugewiesen wird, mögen diese etwas ausführlicheren Erörterungen das Umfeld abstecken, daß auch Baumeister aus dem Zweibrücker Gebiet, wo ja die Karlskirche der bedeutendste lutherische Neubau werden sollte, hier Anregungen gaben. Ingenieur Villiancourt wird nämlich ab 1709 nicht mehr erwähnt. Die Wormser Kirche war nicht freistehend gedacht, sondern sollte von zwei Seitengebäuden eingefaßt werden, wovon das eine das Rathaus bilden sollte.
Für den Altar und die Kanzel wurde ein Italiener gewonnen. Beide wurden aus Marmor hergestellt. Durch einen Vertrag vom 30. Januar 1725 hatte sich der Maler Martin Seekatz verpflichtet, die Emporen mit Malereien zu versehen. An Pfingsten 1726 wurde die Kirche eingeweiht. Im Februar 1727 schloß der Magistrat einen Vertrag mit dem Italiener Peter Franz Georgioli, der den Altar herstellen sollte. Die Holzschnitzereien und die Figuren schuf der einheimische Bildhauer Johannes Maucher. Die Orgel wurde dem Frankfurter Johann Mayer übertragen. Soweit die Daten der Wormser Dreifaltigkeitskirche. Aber auch im Herzogtum Württemberg fand die Gruppe um die Dreifaltigkeitskirche in Speyer Nachahmung.
Werner Fleischhauer hat darauf hingewiesen, daß die Reformierte Kirche in Ludwigsburg an die Dreifaltigkeitskirche in Speyer erinnerte. Die Grundsteinlegung erfolgte 1721. Der Bau wurde nach einem Plan von Paolo Retti begonnen. Der Speyerer Bauschaffner und Tischler Christian Dathan, der ja auch für die Kirche in Rhodt federführend ist, hat 1720 ein Modell der Speyerer Dreifaltigkeitskirche für die Stadtkirche nach Ludwigsburg gesandt. Dem Herzog hatte dieses Modell aber mißfallen.
Reinhold Wex geht auf die Bestuhlung der protestantischen Kirchen ein. Er referiert dabei auch die Emporen- und Deckenmalereien. Das Programm der Emporen- und Deckengemälde sei pietistisch beeinflußt. Dieser Einfluß ist um so wahrscheinlicher, als die Speyerer Kirche sich in Bau und Ausstattung die Frankfurter Katharinenkirche zum Vorbild nahm, in der der "Erzpietist Jacob Spener zwischen 1666 und 1685 Hauptpastor war". Vermutlich hat er das Programm und die Anordnung der Emporen- und Deckengemälde für die Frankfurter Katharinenkirche erstellt. Wie in Frankfurt, so sind in Speyer und in Rhodt unter Rietburg die Illustrationen Merians zur Bibel und solche aus Arndts "Paradiesgärtlein" nachweisbar.
Das System der divergierenden Achsen, das heißt, daß an einer Schmalwand der Altar und an der Längswand die Kanzel die Zentren des Gotteshauses bilden, hielt sich am längsten in den Bürgerkirchen und in den vom Landesherrn für die Bürger errichteten Kirchen. Als Beispiele sind die Bückeburger Stadtkirche, die alte 1648 begonnene Hamburger Michaeliskirche, die dem großen Barockbau weichen mußte, zu nennen. Eine ganz besondere Gruppe bilden da die Kirchen, die in der Nachfolge der Johanniskirche zu Hanau stehen wie die Providenzkirche in Heidelberg 1659-1661, die Katharinenkirche in Frankfurt 16781681, die Dreifaltigkeitskirche in Speyer 1701- 1717 und die Dreifaltigkeitskirche in Worms 1709-1725. Dazu gehört auch die evangelische Kirche von Rhodt. In Augsburg sind die evangelische Kirche St. Anna, die Barfüßerkirche und die evangelische St. Ulrichskirche nach dem Prinzip der divergierenden Achsen gegliedert.
Die Gestaltung der Emporen
Schon in der Heiligkreuzkirche in Augsburg waren in gut lutherischer Weise die Szenen des Alten und Neuen Testamentes gegenübergestellt. Diese dienten als Erfüllung der vorgenannten. Diese Anordnung wird vor allem in den Kirchen getroffen, die von der Frankfurter Katharinenkirche abhängig sind: Dort korrespondiert der Szene des Alten Testaments an der oberen Empore die entsprechende Szene des Neuen Testamentes unten.
Die Obrigkeit nimmt in diesen Kirchen den Platz (auf der Empore) gegenüber der Kanzel als auch den Platz im Chorgestühl ein.
Gegenüber den Stadtkirchen (Frankfurt, Speyer, Worms) stellt die Ausgestaltung der Kirche von Rhodt eine Vereinfachung dar, indem die Bilder aus dem Alten Testament zuerst abgehandelt werden und Über die Verbindung zweier Deckenbilder der Übergang zum Neuen Testament auf den Emporen geschaffen wird.
Die Auswahl der Bilder in den lutherischen Kirchen entspricht sich weitgehend. Wir können die Szenen, die in Rhodt gemalt wurden, entsprechend in Speyer, Worms, Frankfurt wiederfinden. Diese einheitlichen Vorlagen wurden aus den Bildern zur Bibel von Matthäus Merian entnommen. Schon Martin Luther selbst hat für die Ausgestaltung der Bibel eine neue Wende herbeigeführt. Die ins Deutsche Übertragene Bibel hat er mit Bildbeigaben versehen. Die von Luther veranstaltete erste Ausgabe des Neuen Testamentes vom September 1522 ist mit einem Bilderschmuck von Lukas Cranach d. Ä. versehen. Jede Bibelausgabe, auch die seit 1523 veröffentlichten Teile des Alten Testamentes, wurden mit Bildern versehen. Damit stellt sich Luther bewußt in Gegensatz zu Ulrich Zwingli, der Bilder für die Belehrung der Gläubigen ablehnt und nur das Wort Gottes gelten läßt. Für Martin Luther waren die bebilderten Bibeln ein besonderes Anliegen. Durch die Illustrationen erhalten die verschiedenen Erzählungen im Alten und Neuen Testament besondere Bedeutung. Eine weitere Eigentümlichkeit der lutherischen Bilderbibel ist die Umsetzung der heiligen Geschichte in die Welt und Zeit des Darstellers. Das in der heiligen Schrift bezeugte Geschehen soll in die Zeit und Welt von heute verlegt werden. Die bildliche Darstellung schließt sich fast immer an die gleichen Bibelstellen an. So bildet sich ein Grundstock an Bildbeigaben zu bestimmten biblischen Texten heraus. Seit der letzten Ausgabe von Luther 1545 ist ein fester Bestand an Bildern unverändert geblieben. Matthaeus Merian setzt die Traditionen der lutherischen Bilderbibeln fort. Entscheidend wurde die Ausgabe von 1630 der deutschen Bibel, die bei dem Verleger und Drucker Lazarus Zetzner in Straßburg erschienen ist. Diesem Werk lag die Übersetzung Martin Luthers von 1545 zugrunde. Die Kupferstiche von Matthäus Merian wurden in den biblischen Text fortlaufend eingefügt. Damit war die"MerianBibel" entstanden. Hier ist die Ausrichtung auf die Geschichte bezeichnend.
Die Bilder der Kirche von Rhodt werden entsprechend Matthäus Merian, Die Bilder zur Bibel, eingeleitet von Peter Meinhold, Hamburg 1965 aufgeführt.
Wir beginnen im Südosten bei der Kanzel.
1. Erschaffung Evas aus der Rippe des Adam. Gott erscheint im Tetragramm
Diese Szene ist nicht bei Merian enthalten. Martin Scharfem hat, gestützt auf die Forschungen uen Adolf Krücke die bildliche Darstellung Gottraters im Protestantismus skizziert. Martin Luther selbst scheint keinerlei Bedenken gegen das Greisenbild Gottvaters gehabt zu haben. Doch es gab auch Gegner antropomorpher Gottesbilder. So hat bei den verschiedenen Vorlagen schon ein Einblatt-Holzschnitt des Hans Weiditz von 1529 an Stelle der Greisengestalt das Tetragramm gezeigt. Es waren wohl täuferisch-antitrinitarische Kreise, in denen dieses Gottessymbol aufkam. Schweizerische Künstler zeichneten Gott fortan als Tetragramm oder Lichterscheinung. Bei der Frankfurter Katharinenkirche erwähnten wir den Pietisten Philipp Jakob Spener. Er hielt beim Gottesbild die Abstraktion "von jeglichem körperlichen Concept" für das beste, allenfalls wollte er noch die Vorstellung vom alten Mann immerhin dulden.
2. Adam und Eva am Baum der Erkenntnis, vgl. Merian, Der Sündenfall, Abb. S. 24.
3. Die Sintflut ist eine spiegelbildliche Wiedergabe von Merian S.29.
4. Simson mit dem Löwen vgl. Merian S. 90.
5. Jakobs Kampf mit dem Engel, spiegelbildliche Wiedergabe von Merian S. 47.
6. Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Spiegelbildliche Wiedergabe von Merian S. 45.
7. Die Opferung Isaaks. Spiegelbildlich bei Merian S. 38.
8. David und Goliath. Die in Rhodt gemalte Szene ist nicht bei Merian wiedergegeben.
9. Jona und der Walfisch. Die angeschnittene Szene ist die spiegelbildliche Darstellung aus der Bibel von Merian. S. 176. Jonas Berufung und Flucht vor Gott.
10. Elias fährt mit dem feurigen Wagen gen Himmel und Elisa sieht ihm nach. Spiegelbildliche Wiedergabe nach Merian S. 130.
11. Ankündigung der Geburt Christi. Spiegelbildliche Wiedergabe nach Merian S. 196.
12. Die Anbetung der Hirten. Spiegelbildliche Wiedergabe nach Merian S. 197.
13. Die Weisen aus dem Morgenlande. Spiegelbildlich Merian S. 199.
14. Jesus lehrt im Tempel, nicht bei Merian enthalten.
15. Verklärung Jesu. Spiegelbildlich Merian S. 220.
16. Jesus in Gethsemane. Spiegelbildlich Merian S. 242.
17. Die Verurteilung Jesu. Spiegelbildlich Merian S. 248.
18. Kreuzigung Jesu, nicht von Merian übernommen.
19. Die Auferstehung. Landschaft spiegelbildlich, Jesus seitengleich nach Merian. Nicht enthalten der Engel, der den Sargdeckel emporhebt.
20. Himmelfahrt, bei Merian nicht vorhanden.
21. Ausgiessung des hl. Geistes. Spiegelbildlich Merian S. 260.
22. Jüngstes Gericht, nicht bei Merian erhalten.

Alle diese Bilder sind in Öl auf Leinwand gemalt.
Zwischen Verklärung und dem 12jährigen Jesus im Tempel und Ecce Homo sind die beiden Deckengemälde der Taufe im Jordan und letztes Abendmahl in die Betrachtung ein- zubeziehen. Die Bilder von Rhodt haben den verwandten Bilderzyklus der Protestantischen Kirche in Edenkoben angeregt, der von Alfred H. Kuby und Clemens Jöckle be- handelt wurde. Der Bilderzyklus der Dreifaltigkeitskir- che in Speyer und ihre Meister wurden ausführlich im "Turmhahn" 1963 gewürdigt. Hier dienten als Bildvorla- gen die Bilderbibel von Matthäus Merian allein für 20 Bil- der. Auch hier stehen Kompositionen in spiegelbildlicher Umkehrung zu Merian. Daneben haben andere Bibelillu- strationen als Vorlagen gedient: die um 1700 in Augsburg erschienene Bilderbibel von Johann Ulrich Krauß. Ferner wurde in Speyer eine in Antwerpen erschienene französi- sche Bilderbibel mit Illustrationen von Goerre und Pierre Mortier herangezogen. In Speyer werden als Maler Johann Christoph Gutbier und der Maler Jahann Georg Danner aus Mainz genannt. Bei der Decke haben Johann Chri- stoph Gutbier und Christian Dathan zusammengearbeitet. Daß Christian Dathan einen Maler aus diesem Kreis für Rhodt gewann, kann vermutet werden. Dennoch sind in der Gegenüberstellung der einzelnen Szenen die Bilder der Speyerer Dreifaltigkeitskirche lebendiger und in den Figu- renkompositionen gekonnter. H. E. Kubach hat auch für die Kirche von Freisbach einen entsprechenden Figuren- zyklus nachweisen können. In die 29 Füllungen wollte Oberstäg biblische Historien malen. Zur Rhodter Kirche wurde 1719 der Grundstein gelegt. 1721 war der Bau errichtet. Neben der Kanzel lesen wir die entsprechende Inschrift:
Ex(s)tructum hoc templum sub insprectione Caroli Wilhelmi de Zyll(e)nhar(d)t, Jacobi Friederici Jäger. Über den Lehensherrn Zyllenhardt und den Ortspfarrer Jäger berichtet Pfarrer Kuby im historischen Teil. Ein von Ludwig Wien angedeuteter Zusammenhang mit der evangelischen Stadtkirche in Durlach, die 1689 zerstört wurde und 1698-1700 durch Giovanni Mazza nach dem Entwurf von Domenico Egidio Rossi errichtet wurde, ist nicht zu ersehen. Hier handelt es sich um eine dreischiffige Hallenkirche, die im Mittelschiff über den hohen Säulenarkaden eine Flachdecke aufweist.
Das Nordportal mit der reichen Rahmung und dem Allianzwappen des Markgrafen von Baden-Durlach wurde von Feyock gedeutet:
In der Mitte das Wappen von Baden, oben von links beginnend:
Breisgau, Susenberg, die hintere Grafschaft Sponheim, Neueberstein, Alteberstein, Badenweiler, Rötteln oder Lörrach, Lahr, Mahlberg.
Die Grabmäler
In der Kirche im Turmraum und auf dem Kirchhof von Rhodt befinden sich eine Reihe von Grabmälern, die in der Aussagekraft ihrer Darstellungen und Symbole zu Musterbeispielen barocker Emblematik gehören.
H. W. J. Runck erwähnt in seiner "Geschichte Rhodts nebst besonderen auf dasselbe bezüglichen geschichtlichen Mitteilungen," Edenkoben 1889, S. 76, daß fünf GrabmäIer wohl erhalten sind:
1. 1705 Johann Philipp Lorenz Caspari + 17. Oktober 1730. Lit: K. B. Pfalz II, Stadt u. Bez.-Amt Landau, München 1928, S. 312, Nr. 3 Über lorbeergekränztem Inschriftmedaillon Baldachin mit Draperie, unten Totenkopf, in den Ecken Engelsköpfchen.
2. Johann Nikola Caspari von Engkirchen in der hinteren Grafschaft Sponheim, geboren 1663 am 1. Juli, + am 1. Oktober 1737 im 75. Jahre und seine Frau Anna Maria Wolffin, welche zu Rhodt unter Rieppurg anno 1670 den 12. Mai im 62. Lebensjahr verstorben ist. Vielleicht identisch mit Nummer 10 unseres Verzeichnisses.
3. Herr Pfarrer Johann Michael Caspary, gewesener treueiffriger Pfarrherr und Seelsorger bey althiesiger Ev. Iuth. Gemeinde. geb. zu Roth unter Rippurg 8. Oct. 1698, + 13. Aug. 1733. Lit.: K. B. Pfalz II, Stadt u. Bez. Amt Landau, München 1928, S. 311, Nr. 5. Die Grabinschrift steht auf einer Draperie, die von Chronos und Mars gehalten wird. Die rechteckige Umrahmung enthält die Bibelstelle Matth. 25, 23. Im geschweiften Aufsatz sind die drei Namenspatrone des Verstorbenen in Medaillenreliefs dargestellt: St. Johann, St. Michael und St. Kaspar.
4. Herr Heinrich Wilhelm Söhne, 33 Jahre treueifriger Pfarrer der evg. lutherischen Gemeinde zu Rhodt, geb. Nußdorf 30. Nov. 1689, + 21. Jan. 1767. Lit: K. B. Pfalz II Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 311, Nr. 4. Über der lorbeerumrahmten Grabinschrift Relief des Guten Hirten, in den Ecken Flammenwerk, unten Totenkopf, Aufsatz mit geschweiftem Giebel über Voluten.
5. Johann Jakob Burckhardt Huco, Praefekt der Fürsten von Baden-Durlach, geb. 26. Febr. 1685, + 13. Dez. 1758.
Lit: K. B. Pfalz II, Stadt u. Bez. Amt Landau, München 1928, S. 310, Nr. 3. Epitaph mit zwei Pilastern und Segmentgiebelabschluß. Darin Wappen des Verstorbenen.
Im Kunstdenkmalerband werden folgende Grabsteine noch als im Boden befindlich bezeichnet, die heute zum Teil noch an Ort und Stelle sind, zum Teil aber auch im Turm aufbewahrt werden:
6. Grabstein des Frühmessers Jakob Bopfinger von Lambsheim, gestorben 1480. Im Mittelfeld ist ein Kelch eingeritzt. Lit: K B. Pfalz II, Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 310, Nr. 1
7. Grabstein des 17. Jahrhunderts mit dem Wappen de Reichsfreiherren von Zyllnhard. Lit: K. B. Pfalz II, Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 310, Nr. 2.
8. Sandsteinplatte für den Handelsmann Peter Flach (gest. 5. Nov. 1597) Lit: K. B. Pfalz II, Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 311, Nr. 6.
9. Rotsandsteinplatte für einen am 30. Okt. 1694 gestorbenen Geistlichen mit Kelch im Mittelfeld. Lit.: K. B. Pfalz II, Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 311, 1.
10. Epitaph mit gezierten Pilastern und geschweiftem Giebel, 18. Jahrhundert. Schrift unleserlich. Lit: K. B. Pfalz II, Stadt und Bez. Amt Landau, München 1928, S. 312, Nr. 2.



Die Ausstattung der Kirche
Nicht nur die Anlage der Emporen und die Stellung der Kanzel und des Altares, auch die Art des Aufbaues und die Schnitzereien sind in der Katharinenkirche in Frankfurt, in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer (1703 verdingt an Schreinermeister Christian Dathan, Drechslerarbeiten Johann Georg Roschgy, Bildhauerarbeiten Christoph Gage) vorbereitet und werden in Rhodt vor allem in enger Anlehnung an die Speyerer Dreifaltigkeitskirche durchgeführt.
Der Altar in Rhodt besteht aus einem Altartisch, der von einer hölzernen Umfassung mit geschnitzten Schleierbrettern gerahmt ist. Das breite Retabel wird von hintereinander gestaffelten durchbrochen gearbeiteten gewundenen Säulen gerahmt. Reiche Akanthusranken, geschnitzt nach Stichvorlagen, rahmen den Aufbau.
Die inneren Säulen tragen Segmentbogengiebel, auf denen Putti sitzen, die Girlanden mit Blumen und Tüchern halten. Die Mitte betonen zwei Cherubsköpfchen. Über dem Segmentbogen steht ein Kreuz mit dem Gekreuzigten. Zu dessen Füßen kennzeichnet ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Beinen die Stelle des Grabes von Adam, der von der Erbsünde durch den Kreuzestot Christi entsühnt wurde.
Das Gemälde mit der Auferstehung Christi ist ein Werk des Malers Adolf Kessler (geb. 16. Mai 1890 in Godramstein, gest 8. Okt. 1974 Landau).
Sieghaft strahlend steht Christus als junger Held mit emporgestreckten Armen in einer Lichtglorie. Unten stürzen geblendet die Wächter nieder. Das Werk ist in der Nachfolge der beiden Bilder in der protestantischen Kirche in Godramstein, die Kessler 1933/34 gemalt hatte. Auch hier wird Christus in einer Art Siegfriedgestalt dargestellt. Die kirchlichen Themen bei Kessler stehen noch stark unter den Eindrücken, die er bei der Mitarbeit an der 1932 von Max Slevogt gemalten Golgothaszene in der Friedenskirche in Ludwigshafen empfangen hat. 1937/38 folgen die Fresken im Hohenstaufensaal in Annweiler, die den Ruf Kesslers als Fresken- und Historienmaler begründeten. Als spätes kirchliches Werk entstand 1960 ein Fresko in der katholischen Kirche von Offenbach an der Queich.
Die Kanzel
Bekrönt wird der Schalldeckel der Kanzel in Rhodt von dem Nest mit dem Pelikan, der sich vorn in die Brust pickt. Die Darstellung ist dem Lehrbuch Physiologus entnommen: Das Blut der Mutter erweckt die Jungen zu neuem Leben. Auf das Rückenbrett der Kanzel hinter dem Prediger ist Christus gemalt. Zu ihm hin fahren die Aposteldarstellungen am Aufgang, die Andreas, Petrus, Paulus, Bartholomäus u. ? mit Buch zeigen. Den sechs Aposteln am Aufgang entsprechen die vier Evangelisten am Korb: Matthäus mit dem Engel, Markus mit Löwen, Lukas mit Stier und Johannes mit dem Adler.
Peter Poscharsky hat sich eingehend mit den freistehenden, im Barock entstandenen lutherischen Kanzeln beschäftigt. Als Hauptrepräsentant der Gruppe großer Stadtkirchen, die ihren Innenraum von den alten Standorten von Altar und Kanzel gestalteten, bezeichnet er die uns vertraute Katharinenkirche in Frankfurt am Main, der die Dreifaltigkeitskirchen in Speyer und Worms folgten. "Bei diesem Typ befindet sich die Kanzel an der Südseite, von der Mitte aus dem Altar etwas genähert. Die Kanzel hat ihre Entsprechung in der Emporenführung: eine breite Westempore setzt sich an der Nordwand fort, umgreift im Osten den Altar und fahrt bis zum Beginn der Südwand, wo der Ansatz des polygonalen Abschlusses hinter dem Altar an die gerade Wand grenzt. Die Orgel befindet sich über dem Altar."
Die Felder am Kanzelkorpus sind in Frankfurt mit Sprüchen gefüllt. Auch in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer sind keine figürlichen Malereien anzutreffen.
Das Gestühl
In der Kirche von Rhodt ist noch die alte Bankanordnung erhalten. Die Stellung des Herrschaftsstuhles und die Verteilung der Plätze in der Kirche verdienen besondere Beachtung. Der Fürstenstuhl und seine Beziehung zu Kanzel und Altar ist das zu lösende Problem. Hier in Rhodt wird Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Kirchenstuhl der Königin Therese von Bayern nochmals die Stellung des Herrschaftsstuhles zu Kanzel und Altar aufgegriffen. Sehr schön haben sich hinter dem Altar in Rhodt Gestühle mit Fächern für Gebetbücher für die bessergestellten Bewohner des Ortes Rhodt erhaltend
Der Kirchenstuhl der Königin Therese
Am 6. Juli 1852 bezog König Ludwig I. von Bayern den Landsitz "Villa Ludwigshöhe" mit seiner Gemahlin Therese, die aus dem Hause Sachsen-Hildburghausen stammte und evangelisch war. Alle 14 Tage besuchte sie den Gottesdienst in Rhodt. Runck schildert, daß Teppiche gelegt wurden von der Hofkutsche bis in die Kirche, bis in ihren Stuhl gegenüber der Kanzel, der herrlich dekoriert war mit weißblau- seidenen Draperien. Hier stehen ein halbes Dutzend blausamtener gepolsterter Stühle. Der Sessel mit der Initiale T und der Königskrone darüber ist mit den anderen Stühlen erhalten geblieben. Die Stühle durften in der Edenkobener Möbelfabrik Niederhofer gefertigt worden sein, die auch die Ausstattung für die Villa Ludwigshöhe lieferte.


Das 19. Jahrhundert
Ein Schild mit der Aufschrift: " Gestiftet durch freiwillige Verzichtleistung der hiesigen Bürger auf Ihre Antheile an den zurückbezahlten Verpflegungskosten der Deutschen Truppen während des glorreichen Krieges der Jahre 1870/71 zum dankbaren Andenken. Aufgestellt im März 1873. Deutschland Hoch. Montirt von Joh. Schmidt, Kaiserslautern" erinnert an den Krieg 1870/71 zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Besonders eindrucksvoll steht in der Turmhalle der auferstandene Christus nach dem Vorbild des Dänen Berthel Thorvaldsen. 1821 hat Thorvaldsen seinen Christus für die Frauenkirche in Kopenhagen geschaffen. Er hat damit das Gottesbild des 19. Jahrhunderts weithin geprägt. Neu war die Geste des sich Öffnens, des Willkommenheißens, wobei Christus das Antlitz uns zuneigt.
In dem Ausstellungskatalog " Die Welt des Biedermeier 1815-1835" München 1989 wird von Georg Himmelheber die große Bedeutung dieses Thorvaldsenschen Christus hervorgehoben, der bis in die Wohnungen und in den Schlafzimmern in kleinen Nachbildungen aufgestellt wurde. Auch hier also ein bedeutsames Stück Religionsgeschichte des 19. Jahrhunderts!
So mag uns die Kirche von Rhodt eine Anregung sein, den Glauben unserer Vorfahren und ihre Zeugnisse zu bewahren, aber auch in uns zu vertiefen durch immer eingehenderes Studium.

Franz Xaver Portenlänger-

in:

"DER TURMHAHN", Speyer 1989 (vergriffen)

 

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Kirchenführer-Die Kirchen in der Prot. Pfarrei Rhodt u.R.

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