Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.. oder:
alle Knospen springen auf
Osternacht 2000

Chor: (Kanon) Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages...
Osternacht- Zwischen Karfreitag und Ostern- Noch ist nicht Tag- noch ist nicht Ostern; noch hängen wir unseren Nachtgedanken nach
Wir wollen die Nacht ernstnehmen und die Nachtgedanken, die uns Menschen beschweren, die Nachtgespinste, die uns den Schlaf rauben: den Schatten der Trauer, der Gewalt, der Niedergeschlagenheit, der Verzeiflung
Noch ist nicht Ostern- Noch umgibt uns Nacht, Dunkelheit - Dämmerung:
Nacht über dem Grab des einen. Nacht über den Gräbern der vielen.
Nacht über denen, die verlorene Menschen beweinen. Nacht über dem Bringer des Evangeliums. Nacht über unserer kranken Welt. Schmerzhafte, dunkle Nacht.
Auf der Suche nach Licht sind wir. Auf vielfältige Weise suchen wir das Licht in der Nacht unseres Lebens.
Auf vielfältige Weise versuchen wir, die Nacht zu durchdringen, das Leben heil zu machen.
Aber wir spüren: Unsere Versuche reichen nicht aus. Wahres Licht in der Nacht vermögen sie nicht zu schaffen.
Noch umgibt uns die Nacht --Noch ist nicht Ostern-
Chor: Hufeissen: Kyrie: Höre unser Klagen
Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.
Die Mitte der Angst ist der Anfang der Kraft.
Dies ist die Nacht, in der Christus von den Toten erstand.
In dieser Nacht wandte er unser Geschick.
Diese Nacht heute ist nicht wie andere Nächte. Sie läßt uns erahnen, wie das Licht der Auferstehung in das Dunkel des Todes hineinleuchtet. So soll unsere Osternacht ein Weg
sein in den Morgen der Auferstehung. Gemeinsam gehen wir dem Licht entgegen.
Doch noch umgibt uns die Nacht, Dunkelheit, die Dämmerung:
Chor: Hufeissen: Kyrie: Höre unser Klagen
Inmitten der Dunkelheiten unseres Lebens suchen wir Gottes Nähe und bitten:
Herr, mein Gott, ich soll leuchten und bin so finster;
ich soll trösten und bin so traurig;
ich soll Mut machen und bin so mutlos;
ich soll mich verzehren und bin so hungrig nach Liebe;
ich soll Wärme spenden und bin so kalt;
ich soll Hoffnung schenken und bin so verzweifelt; ich
soll Wege aufzeigen und bin so verwirrt;
ich soll Harmonie sein und bin stürmisches Meer;
ich soll Ohr sein und bin ganz und gar Mund;
ich soll Quelle sein und bin Wüste;
ich soll Kerze sein und bin nur Wachs;
ich soll barmherzig sein und bin oft ungerecht;
ich soll nahe sein und bin weit weg;
ich soll aufrichten und liege am Boden;
ich soll Straße sein und bin Sackgasse;
ich soll Farbe sein und bin grau in grau.
Herr, mein Gott, nimm dich meiner an
und verlaß mich nicht in meiner Dunkelheit.
Sei DU mein Licht.
Chor: Hufeissen: Kyrie: Höre unser Klagen


Psalm in Worten unserer Zeit:
Um mich ist Nacht und Stille, Gott. Eng wird meinem Herzen zumute. Angst schleicht sich ein in meine Seele. Wie in einem Strudel zieht es mich hinab.
Aus dieser Tiefe, Herr, schreie ich zu Dir. Tief aus den Verstrickungen meines Lebens dringt meine Stimme zu Dir.
Mein Gott, höre mein Rufen. Öffne Deine Ohren und höre hin, wenn ich schreie und flehe, wenn ich stumm werde und aus der Stille klage. Du kennst mich doch.
Wenn du mir meine Schwachheit anrechnest,
wenn Du auf genauer Abrechnung bestehst,
wenn Du genau wissen willst, was ich aus meinem Leben gemacht habe, wie kann ich dann bestehen?
Wo finde ich dann noch Grund? Wie könnte ich mich aufrichten? Krummes Holz bin ich und suche doch mit Deiner Hilfe nach aufrechtem Gang. Denn Du nimmst mich in die Arme, sagst trotz allem: "Ja!"
Du bist mein Gott. Deshalb warte ich ja auf Dich, warte auf Dich wie der Kranke auf Genesung.
Ich werde still und lausche in der Stille auf ein Wort von Dir. Denn ich glaube daran, daß ein Wort von Dir ein einziges mich herausreißt aus dem Dunkel und mich befreit aus der Nacht des Todes. Deshalb will ich mir an Deiner Zuneigung genug sein lassen. Ich falte meine Hände und bete ins Dunkel, bis es zerreißt.

Chor: Hufeissen: Kyrie: Höre unser Klagen/Befiehl du deine Wege
Wir in dieser Nacht hier, in dieser Kirche, haben uns auf den Weg gemacht heraus aus den Häusern, heraus aus der vertrauten Umgebung, um einer Spur zu folgen. Diese Spur zieht sich seit Jahrhunderten durch das Leben der Menschen.
Es ist die Spur des Menschen, der uns in mancher Weise vorausgegangen ist, vieles von dem erlebt hat, was Menschen unserer Tage auch erleben.
In manchem hat er sich anders verhalten, vieles hat er anders gesehen, in allem wollte er den Menschen ganz und heil.
Und wo er das nicht war, da half er ihm, er öffnete Augen, die blind waren, er öffnete Ohren, die taub waren, er bewegte Zungen, die stumm waren, er brachte in Bewegung, die erstarrt waren.
Er gab Menschen ihre Sinne zurück, und er schenkte ihnen Sinn. Er zeigte den Weg zum Sinn, dem Sinn des Lebens.
Und nun- dieser Karfreitag- dieses Ende
Und da sind nun diese drei Frauen, die hingehen, um dem Körper des Toten etwas letztes Gutes zu tun. Um ihn einzuölen mit wohlriechenden Ölen. Sie erinnern sich. An Jesus. An sein Leben. An sein Leiden. An sein Sterben und seinen Tod am Kreuz. Sie hatten geglaubt, er wäre ihr Leben.
Und nun ist er tot.
In den Frauen ist alles dunkel. Ein Stein liegt auf ihren Herzen. Kalt, hart, ohne Leben.
Manchmal legt sich uns auch ein Stein aufs Herz. Alle Freude scheint im Dunkel zu liegen.
Das Herz wird uns schwer.
Wenn wir Abschied nehmen müssen: endgültigen Abschied, wenn jemand am Ende seines Lebens steht, stirbt. Uns allen blüht der Tod.
Oder vorläufigen Abschied: Wenn einer, der uns lieb ist, wegzieht. Wir wissen nicht, ob und wann wir uns wiedersehen.

Drei Frauen auf dem Weg zum Grab in der Dunkelheit der endenden Nacht, in der Stille des beginnenden Tages.
Der Friedhof wird zur Heimat den Trauernden, das Grab zum Ort stummer Zwiesprache, wo Blumen eine letzte Geste tödlich verletzter Zuneigung sind. Und Tränen - hier dürfen sie fließen .
Wer wälzt die steinerne Last hinweg? Müde werden die Schritte, hängende Schultern künden von schwerer Last, und die verweinten Augen sind wie ein stummer Schrei. Ein letzter Dienst am Grabe: ein paar bunte Blumen auf dunkler Erde und mit fiebrigen Händen schmiegsames Öl auf totenkalte wächserne Haut streichen und streicheln, als könnte diese Zärtlichkeit den Tod hinwegstreicheln. Aber die steingewordene Last - wer streichelt sie hinweg?
Immer im Leid die gleichen Fragen, hin und her gewälzt, zig-mal, immer wieder - ohne Antwort - verhallend. Oder? Manchmal sind die letzten Schritte die schwersten, wie eine Schwelle, die immer höher wird. Was erwartet mich heute wieder? Was muß ich heute alles ertragen? Noch einmal tief durchatmen, als ob man die Lebenslast wie mit einem Male wegblasen könnte. Einfach weg.
Wir kennen Momente und Situationen, wo sich uns ein Stein aufs Herz legt. Und wir wünschen uns nichts sehnlicher, als daß dieser Stein uns vom Herzen fällt. Die Dunkelheit vergeht, und das Leben wird wieder hell.
Wer wälzt uns den Stein von unserem Herzen?
Chor: O Haupt voll Blut und Wunden
Die Frauen gehen ihren Weg zum Grab. Bis sie daran denken und innehalten: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
Und doch gehen sie weiter. Sie kehren nicht um, resignieren nicht. Sie wagen sich heran.
"Und sie sahen hin und wurden gewahr, daß der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß".

Licht fällt in das offene Grab. Sie gehen weiter, hinein, und sehen einen Engel, der ihnen sagt: Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier! Siehe da, die Stätte, wo sie ihn hinlegten!
Sie sehen - und sehen doch nichts. Das Grab ist leer, der Stein, der es dunkel gemacht hat, ist weg. Der Tod wohnt nicht mehr in diesem Grab. Der Stein ist weggerollt. Der Tod hat keine Macht mehr. Alles ist anders geworden.
Der Tod ist nicht mehr absoluter Endpunkt. Schwerer, unverrückbarer Stein, der den Weg versperrt und das Weitergehen unmöglich macht. Seit jenem Morgen fällt Licht auf den Tod und nimmt ihm ein Stück seiner Finsternis und Kälte.
Nach dem Dunkel kommt ein neuer Morgen.
In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tages.
Gemeindelied: Erschienen ist der herrlich Tag
dabei- Osterkerze entzünden-

Gegen alle Nachtgedanken: der Stein ist weg - die Last ist fort- durch die Dunkelheit ein Weg. Was Augen sehen und sich dabei vor Schrecken weiten, wie könnte es ein verängstigtes Herz glauben? Alles Lug und Spuk!? Die Stimme, die engelgleich in unserem Herzen klingt, welche Saiten der Angst schlägt sie bei uns an?
Der Engel redet noch weiter.
Nachdem sie sich überzeugt haben: "Jesus liegt nicht mehr da"
hören sie das Wort: Geht und sagt es jetzt seinen Jüngern. Geht nach Galiläa. Dort werdet ihr Jesus sehen.
Der Stein ist weggerollt. Kein Schlußstein der Geschichte Jesu mit den Menschen. Sondern ein neuer Ausgangspunkt. Jesu Sache geht weiter. Das Leben hat wieder Sinn. Der Weg geht weiter.
Und, schließlich sehen sie ihn wirklich.und erfahren " Jesus lebt. Der Weg zum Tod wird ein Weg zum Leben". Licht und Wärme kehren in die Herzen ein. Und die Frauen wissen: "Das Leben wird uns immer wieder neu geschenkt; wir können es immer wieder neu empfangen und entdecken. Jesus schenkt das Leben neu."
Chor: Freunde, daß der Mandelzweig..
Jesus ist auferstanden.
Nichts bleibt mehr so, wie es war.
Diese Botschaft will weitergegeben sein- so wie wir nun das Licht der Osterkerze miteinander teilen- es weitergeben. An ungezählten Statten auf der Erde werden in dieser Nacht die Osterkerzen entzündet- Sie zeigen: die Liebe Gottes strahlt aus- und wenn wir einander von diesem Osterlicht weitegeben - so sei dies zum Zeichen: Es kann und will hell werden in unserem Leben:
Jesus ist auferstanden. Nichts bleibt mehr so, wie es war.
Osterlicht in den Bänken entzünden
Dabei Chor/Gemeinde Holz auf Jesu Schulter
Jesus ist auferstanden. Nichts bleibt mehr so, wie es war. Das ist Ostern. Gott schließt uns in unserer Dunkelheit eine Tür auf. Nicht, damit wir in eine andere, bessere Welt fliehen. Kein Leben ohne Steine, ohne Sorgen. Aber der Stein, der uns den Weg zum Leben verschließt, wird weggerollt. Und auf unseren oft so steinigen Wegen begegnet uns Gott selbst und bewegt die Steine, die uns so begrenzt haben.
Wer Angst hatte, der soll keine Angst mehr haben.
Wer ohne Hoffnung war, der soll wieder Hoffnung -soll Osterspuren finden.
Osterspuren: (Lesung: Alle Knospen springen auf...
1.) Alle Knospen springen auf,
fangen an zu blühen.
Alle Nächte werden hell,
fangen an zu glühen.
Knospen blühen.
Nächte glühen.

2.) Alle Menschen auf der Welt
fangen an zu teilen,
alle Wunden nah und fern
fangen an zu heilen.
Menschen teilen,
Wunden heilen,
Knospen blühen,
Nächte glühen.

3.) Alle Augen springen auf,
fangen an zu sehen.
Alle Lahmen stehen auf,
fangen an zu gehen.
Augen sehen,
Lahme gehen,
Menschen teilen,
Wunden heilen,
Knospen blühen,
Nächte glühen.

4.) Alle Stummen hier und da
fangen an zu grüßen.
Alle Mauern tot und hart
werden weich und fließen.
Stumme grüßen,
Mauern fließen,
Augen sehen,
Lahme gehen,
Menschen teilen,
Wunden heilen,
Knospen blühen,
Nächte glühen.
Fürbitten (bei den einzelnen Gebets-Gedanken werden Blumen in das Reben-Kreuz gesteckt):
Gott, du Freund des Lebens
Alle Knospen blühen auf und uns blüht das Leben. Denn wir feiern Ostern, Aufstand des Lebens über den Tod. Aber unser Leben ist noch immer vom Tod gezeichnet. Wir feiern Ostern, Aufstand der Freude über das Leid. Aber noch immer ist menschliches Leben vom Leid gezeichnet. Nur ahnend erfassen wir die neue Wirklichkeit.
Doch wir trauen dir zu, daß du uns verwandelst, daß du dein Osterlicht heute leuchten lassen willst und kannst -auch durch uns, Darum loben wir dich für deinen Aufstand gegen den Tod adoramus te.
Wir denken vor Dir, Gott,
- an die Menschen, die jetzt einem Sterbenden die Hand halten; laß sie ihnen Wärme und Hoffnung vermitteln
und bitten Dich, du Gott des Lebens: adoramus te..
Wir denken vor Dir, Gott,
- an die Kinder unserer Gemeinde,
daß sie einen Gott kennen lernen, der ihr Lachen und die Freude liebt und bitten Dich, du Gott des Lebens: adoramus te.
Wir denken vor Dir, Gott,
- an die Menschen, die darunter leiden, daß ihnen ihr Recht auf Entfaltung und auf Arbeit vorenthalten wird, daß sie nicht klein beigeben. Gott, laß neue Hoffnung aufgehn für die Armen in der Welt, daß ihre Klage gehört wird, daß ihr Recht auf Leben eingelöst wird.
und bitten Dich, du Gott des Lebens: adoramus te.
Gott, du bist alles in allem, das ist unsere Hoffnung, daß du uns Kraft schenkst zum Aufstehn und wenn es sein muß zum Aufstand:
gegen Gleichgültigkeit für die Aufmerksamkeit,
gegen Mißmut für die Hoffnung
gegen Unterdrückung für den Widerstand,
gegen Unrecht für das Recht,
gegen Haß für die Liebe,
gegen Armut für die Fülle,
gegen Angst für Vertrauen,
gegen den Tod für das Leben.
Gott, du bist alles in allem, schenke uns diese Kraft.
Wir bitten Dich, du Gott des Lebens: adoramus te..
Laß uns aufbrechen, du Gott des Lebens,
als neue Menschen- ob Mann ob Frau- in eine neue Gesellschaft, in eine neue Kirche.
Laß uns aufbrechen, Herr, auf Dich hin, den immer Neuen.
Darum bitten wir Dich, du Gott des Lebens: adoramus te
Chor mit Gemeinde: Alle Knospen springen auf..
Einladung zum Ostergottesdienst- Dankesworte:
Chor: Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten
Segensbitte
Mitten im Alltag unseres Lebens
laßt uns feiern, was verheißen, ist: Fülle und Frieden.
Mitten in Drangsal und Tyrannei
laßt uns feiern, was verheißen ist: Hilfe und Feiheit
Mitten in Zweifel und Verzweiflung
laßt uns feiern, was verheißen ist: Glauben und Hoffnung.
Mitten in Furcht und Verrat
laßt uns feiern, was verheißen ist: Freude und Treue.
Herr, alle Welt soll das Wunder deiner Auferstehung erfahren. Darum laß es uns weitersagen - allen, auf denen die Nacht lastet - daß der Tod dir unterlegen ist und das Dunkel deinem Licht weichen muß.
Verbinde uns miteinander in der Freude - durch deine Kraft und durch deine Liebe. Gib, daß die Macht des Lebens erfahren werde in unserer Welt -
Herr, gib uns teil an deiner Auferstehung - jetzt und in der Ewigkeit -daß wir fröhlich dich preisen können jetzt und alle Zeit.
Und Gott segne uns mit dem Licht des Ostermorgens, damit wir es hinaustragen können und davon austeilen können.
Gott segne unseren Glauben: Christus ist auferstanden!
Er mache uns bereit, mit Licht des Ostermorgens
einstehen gegen Unrecht für das Recht,
gegen Haß für die Liebe,
gegen Armut für die Fülle,
gegen Angst für Vertrauen,
gegen den Tod für das Leben.
Gott, der da ist alles in allem,
schenke uns diese Kraft.
Gemeindelied: Christ ist erstanden-
Postludium Orgel

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