Seb. Kneipp (Wasserkur)
Die alten Deutschen hatten wenig oder auch keinen Wein. Das braune Bier kannten sie nicht, weil es noch keines gab. Ihre Speise war sehr einfach, und dennoch waren sie ein mächtiger Volksstamm; sie erreichten ein hohes Alter und erfreuten sich einer außerordentlichen Gesundheit. Dieses hohe Alter und diese außerordentliche Gesundheit schrieben sie dem Meth (Honigweine zu. Es ist nur Schade, daß dieses edle Getränk so wenig bekannt und an dessen Stelle das allgemein verbreitete Braunbier als Getränk gekommen ist, das durch die vielen Verkünstelungen oft nicht mehr als gesundes Getränk betrachtet werden kann. Es sind in den größeren Werken über Bienenzucht gewöhnlich auch Rezepte, wie der Honigwein bereitet werden könne. Man hört aber auch oft die Klage, daß man Versuche gemacht habe, diese Rezepte nachzumachen, aber nie zu einem glücklichen Resultate gekommen sei.

Ich lasse ihn gewöhnlich bereiten, wie folgt: Ich lasse zu einen recht reinlichen kupfernen Kessel 60-65 Liter weiches Wasser bringen. Ist dasselbe ziemlich warm geworden, so werden circa 6 Liter Honig daran gerührt. Nun läßt man Wasser und Honig recht gelinde 1 1/2 Stunden sieden. Zeitweilig wird der schmutzige Schleim, der sich oben ansetzt, weggeschöpft. Ist die Zeit des Siedens vorbei, dann wird dieses Honigwasser ausgeschöpft in blecherne oder irdene Geschirre. Ist dann selbes so abgekühlt, daß es noch mehr Wärme hat als das Wasser, das an der starken Sonnenhitze erwärmt wurde, dann wird es in ein sorgfältig gereinigtes Faß gebracht. Der Spund wird darauf gelegt, aber nicht befestiget. Ist der Keller ziemlich warm, dann beginnt nach 5-10 Tagen die Gährung. Nach ungefähr 14 Tagen Gährungszeit wird dieser junge, gegohrene Honigwein in ein anderes Faß abgezogen. Die Hefe bleibt natürlich weg. Im zweiten Faß dauert die Gährung ungefähr 10-14 Tage, und wenn der Honigwein ganz ruhig wird, daß man im Fasse nichts mehr hört, dann wird das Spundloch geschlossen. Nach 3-4 Wochen wird er hell und ist trinkbar. Wird er dann in Flaschen abgezogen, gut verstopselt und in kalten Sand gebracht, so moussiert er in einigen Tagen ziemlich stark. Dieses Getränk ist sehr kühlend; deßhalb trinken es die Fieberkranken recht gerne. Wenn Kranke weder Wein noch Bier trinken können, so ist ihnen ein solcher Honigwein ein Labsal. Er ist aber auch den Gesunden ein gutes Getränk; er soll jedoch nur in kleinen Portionen getrunken werden, sonst widersteht er.

Gerstensaft und Met
Mancher schwört auf Gerstensaft,
lobt des guten Bieres Kraft,
das zu brauen sich tat lohnen
schon zur Zeit der Pharaonen.
Denn erquickend und erlabend
ist ein feines Bier am Abend,
das mit Malz und Hopfen erfrischt,
wenn es durch die Kehle zischt
und zu schlucken sehr bequem
und geschmacklich angenehm.

So braut man solches mit Hopfen und Malz
bei uns auch in der schönen Pfalz,
obgleich schon hier in unsren Breiten
gar schon seit der Römer Zeiten
will vorzüglich seit Alters gedeihn
edler, echter Pfälzer Wein
Auch dieser zum guten Mahle schmeckt
und in dir gute Kräfte weckt-
sofern man wird das Trinken lassen
von solchem in zu großen Massen

Gleich ob nun beim Bier, beim Wein:
Allzuviel- das soll nicht sein
Und alles -das gilt weit und breit-
alles nun zu seiner Zeit.
Darum lobe ich allhier
neben Pfalzwein gutes Bier
und ich will auch gerne loben
das Jäger-Bier von Edenkoben-
das erquickend und erlabend
wenn getrunken erst am Abend-
doch wie Vater Kneipp tut kund:
keinesfalls zur Morgenstund


Denn Pfarrer Kneipp, der Wasser schätzte
und sich an seiner Kraft ergötzte,
sofern ein Guß dies an den Füßen,
hat klar zum Bier sich äußern müssen:
Er sagte dazu schlicht: Von wegen!
Auf braunem Bier, da liegt kein Segen!
Es dient nicht zu des Menschen Wohle
am Morgen braun der Alkohole:
Ich mach es anders: Kommt und seht:
Ich lobe da mir meinen Met,
den ich selber mir ließ brau`n:
Ihr sollt die Rezeptur hier schaun:

Sechs Kilo Honig in 60 Liter Wasser hinein-
das fermentiert durchaus gar fein,
läßt du`s vergären dir im Faß.
Mir selbst ist im Grund die Rezeptur zu naß.
Ich braut mir einst Met in jungen Jahren
und bin dabei recht gut gefahren
mit zwei Kilo Honig und Apfel-Saft,
der dem Met gibt Geschmack und Kraft -
und gab dazu ganz ohne Eil`
vier Liter Wasser - in weit kleinerem Teil-
und tat dann -ohne lang zu warten -
mit Pfälzer Federweißem starten-

Doch jetzt hab ich nachgedacht
und dabei recht laut gedacht.
Offenbar lieb nicht allein
den Reisling ich als Schorlewein.
Kneipp hat gleich -wohl mit Bedacht-
mit Honig den Met als Schorle gemacht,
der mit den Enzymen der Biene entzückt,
wenn der Honigwein geglückt,
der gebraut nach Art der Ahnen,
der berühmten Ur-Germanen.

Doch eins hat Kneipp nicht sich abgeguckt:
Er hat nicht -wie sie- in den Honig gespuckt,
Denn die riefen mit Geduld und Spei-
dank Spucke- Fermente die Gärung herbei
und konnten des Metes Gärung starten
ohne allzulang zu warten;
Ich selbst für meine Wenigkeit
ich schätze schon seit ein`ger Zeit
Honig, der zwiefach zum Essig vergärt,
was durchaus einige Wochen währt-
schätz auch Schwarzbier im Essig mit Wacholderholz
und mit Kräutern der Südpfalz, auf die ich bin stolz-
als Beize zum Braten von wildem Schwein-
trink dazu den Honig-Schorlewein,
welcher mir besonders mundet
mit süßem Essig abgerundet